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"Bianca macht das besser als ick"

 

Erfolgreiche Unternehmensnachfolge bei Firma/Familie Zorn

 

Bild und Text von Christian Wohlt

 

Stendal. Bernd Zorn trägt sein Herz auf der Zunge und lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Geschäftspartnern, Politikern und Verbandsvertretern bietet der Unternehmer aus Stendal mit seiner Meinung oft Paroli. Auf einen Menschen muss er jedoch in der eigenen Firma hören: seine Tochter Bianca. Denn sie ist der Boss.

 

Seit knapp drei Jahren arbeitet die Diplom-Wirtschaftsingenieurin im Unternehmen und übernahm nach und nach Führungsaufgaben. Heute leitet sie die ZORN INSTRUMENTS GmbH & Co. KG. „Bianca macht das schon besser als ick“, sagt der 66-Jährige zufrieden. Dabei hatte er es anfangs gar nicht gern gesehen, dass sein einziges Kind ins Geschäft einsteigt. Ihr vorheriger Job im Magdeburger Fraunhofer-Institut war nicht schlecht bezahlt und verhieß gute Aufstiegschancen. „Als Unternehmer hat man es heute schwer. Ein Angestellter weiß am 1. Januar, was er am Ende des Jahres auf dem Konto hat“, begründet Bernd Zorn seine Skepsis.

 

Doch offensichtlich ist die Tochter nach dem Vater geraten und weiß, ihren Kopf durchzusetzen. „Ich brauche doch Herausforderungen“, sagt sie entschlossen. Die fand sie in der beruflichen Selbstständigkeit als Chefin von 40 Mitarbeitern zur Genüge. Und kaum zu glauben – der Vater lässt sie machen. „Ich rede ihr nicht rein. Verantwortung konnte ich schon immer abgeben“, versichert der Senior-Chef. Langeweile kommt bei ihm trotzdem nicht auf. Bernd Zorn repräsentiert die Firma nicht nur bei geschäftlichen und gesellschaftlichen Terminen, sondern ist auch als Ratgeber nach wie vor gefragt. „Vati ist morgens noch immer um 6 Uhr der Erste im Büro“, berichtet Bianca Zorn. „Ich schicke ihn dann gern zum Netzwerken“, schmunzelt sie.

 

So konnte sich die neue Chefin ungestört entfalten und das Unternehmen nach ihren Vorstellungen gestalten. Neben der Fertigung stärkte sie die Rolle des Vertriebs. Auch auf Schulung und Service legte sie ein größeres Gewicht. Gute Fachleute sind heute rar und wollen umgarnt werden, weiß sie. Ihr besonderes Augenmerk gilt daher den Beschäftigten. Der Urlaub wurde erhöht, ein Kindergartenzuschuss und betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt. Einmal im Monat kommt jetzt eine Masseurin. Genau so wichtig sind ihr die mindestens einmal im Jahr stattfindenden Mitarbeitergespräche. „Früher sollten die Leute nicht hinterfragen, sondern machen“, so Bianca Zorn. Das habe sich geändert. Heute sei die Meinung jedes Einzelnen gefragt. „Als Arbeitgeberin ist man Mädchen für alles“, sagt sie.

 

Vom geregelten Acht-Stunden-Tag hat sich die Mittdreißigerin bewusst verabschiedet. Ihr Herz schlägt für die Firma, aber der gehört es nicht allein. Nachdem sie lange Jahre in Magdeburg wohnte und anfangs nach Stendal pendelte, hat sie sich nun mit ihrem Partner (und zwei Katzen) auch häuslich wieder in der Altmark niedergelassen. Hier gibt es die besten Möglichkeiten ihrem Hobby zu frönen und im DDR-Lotus-Motorboot mit Wartburg-Motor über die Gewässer zu schippern. Der Rest der Zeit ist fürs Ehrenamt als Richterin im Arbeits- und Sozialgericht sowie die Mitarbeit im IHK-Bauausschuss verplant.